Neues aus der Wanderfahrtenküche

Neues aus der Wanderfahrtenküche

Familientour oder Flussfahrt mit Hund

Man nehme:

  • 1 langes Brückenwochenende
  • 8 Erwachsene
  • 11 Kinder
  • 3 Boote
  • 6 Zelte

und wahrlich einen Fluss und einen Hund!

Tag 1

Man verlade die Boote, transportiere sie nach Runkel an der Lahn und lasse sie dort zu Wasser. Dann bestreiche man alle Beteiligten (bis auf den Hund) mit Sonnenmilch, verteile sie gleichmäßig auf die Boote und rudere Flußabwärts. Am Nachmittag erreiche man den Campingplatz in Diez, von wo man mit einem dort deponierten Fahrzeug 4 Fahrer zu ihren Autos in Runkel bringt.
Falls der Autoschlüssel des Fahrzeuges allerdings in einem der in Runkel geparkten Autos verblieben ist, nehme man alternativ ein Taxi.
Nach der Rückkehr der Fahrer und Fahrzeuge heize man den Grill an und genieße den Abend bei dem ein oder anderen Glas Rotwein. Die Kinder schicke man derweil in den Pool oder auf den Spielplatz. Den Hund lege man neben die Zelte.

Tag 2

Man heize den Campingplatz auf 30° im Schatten vor und schäle sich aus dem Zelt. Die verbleidenden Teile der Mannschaften (einige Teilnehmer der Tour mußten in Schule oder Büro noch etwas nachreifen) verteile man wiederum gleichmäßig auf die Boote, schicke sie zunächst flussaufwärts nach Laurenburg und halte sie dort mit kalten Getränken und Eis bei Laune. Nach der Rückkehr koche man 2kg Spaghetti nach Packungsanweisung, erhitze die Tomatensoße und garniere mit frisch geriebenem Parmesan. Anschließend verfahre man wie am Ende von Tag 1.

Tag 3

Nach nächtlichem Horrorgewitter gut gewässert und abgekühlt, begebe man sich in die Boote, trage diese an der Schleuse Diez um und rudere flussabwärts nach Laurenburg.
Dort bringe man die Boote an Land und lasse sich das Essen im Gasthof zum Lahntal schmecken.
Nach der Rückfahrt mit der Lahntalbahn nach Diez und einem Fußmarsch vom Bahnhof zum Campingplatz verfahre man wiederum wie am Ende von Tag 1 und 2.

Tag 4

Man frühstücke in aller Ruhe in der Morgensonne, baue anschließend die Zelte ab und begebe sich mit 2 Autos und Bootshängern nach Laurenburg, um die Boote wieder aufzuladen. Zum Abschluss kehre man erneut im Gasthof zum Lahntal ein und fahre nach Godesberg zurück.
Dort angekommen freue man sich über die gelungene Tour und beschließe eine Neuauflage im nächsten Jahr !

Bis dahin Guten Appetit

Eindrücke eines Anfängers von der Familienwanderfahrt auf der Lahn

Wir sind noch nie gerudert, meine Tochter (12) und meine beiden Söhne (14 und 9) nicht und ich sowieso nicht, von unserem Hund mal ganz zu schweigen. Nur mein Mann, der kann‘s richtig!! Genau wie die drei anderen Familien mit den weiteren 8 Kindern.

Gottseidank geht es erst mal nur darum, die Zelte auf dem wunderschönen Campingplatz Oranienstein in Diez aufzubauen. Die Kinder sind schon unterwegs und ich weiß sofort, selbst wenn der Muskelkater mich auffressen wird, als Mama werden das hier drei Tage pure Erholung.
Und dann heißt es plötzlich aufriggern. Jemand drückt mir einen Zehner-Schlüssel in die Hand und erzählt mir was von Auslegern und Stemmbrettern. Okay, ich konzentriere mich auf meine Nebenfrau und beginne mit der Arbeit. Nachdem die 72 Schrauben der drei Boote in Handarbeit festgezogen sind, bleibt mir keine Zeit zu fragen, warum niemand einen Akkuschrauber mitgebracht hat. Ich verstehe auch nicht richtig, wie das Boot schließlich ins Wasser und ich ins Boot komme und habe einen Augenblick Panik, dass sich hinter Schlagfrau etwas Gefährliches verbergen könnte. Dann zeigt mir jemand, wie ich die Ruder – tschuldigung Blätter – so hochnehme, dass ich keine schweren Schäden anrichte – eine wichtige Information auch für die nächsten Tage, wenn mir mal wieder die Puste ausgeht.
Schließlich probiere ich es einfach und die Eingeweihten erklären mir das Nötigste zum Thema Blätter abdrehen, aufdrehen, gleichzeitig setzen, einen Krebs fangen (tut weh!), Daumen einklemmen (nicht machen!). Ich erfahre viel darüber, was Rudern mit Rhythmusgefühl, Aufeinander achten, Dahingleiten und Ruhe zu tun hat – in den (bei mir noch sehr kurzen ) Momenten, in denen es fließt. Und das alles in der wunderschönen Landschaft an der Lahn zwischen Runkel und Laurenburg mit dem sehenswerten Limburg.

Wir holen uns einen Sonnenbrand an der Schleuse und zeigen dabei einer Horde von pubertierenden Kanuten, wo der Hammer hängt. Wir tragen drei Mal 11 Meter und 100 Kilo 500 m um, während die Kinder, die noch zu klein zum Rudern sind (ich kann der Bezeichnung ‚Kielschweine‘ bis zum Schluss nichts abgewinnen …), Blumen pflücken und fangen spielen. Überhaupt bin ich beeindruckt, wie sehr die Kindern das Rudern genießen, meine Tochter ist begeistert und nimmt alles viel gelassener als ich, mein ‚Kielschweinchen‘ hält stundenlang die Hände ins Wasser und schaut den Vögeln hinterher.
Und wenn wir nicht rudern?

Dann baden die einen mit dem Hund in der Lahn, die anderen schauen nach, ob der Schwan, der in aller Seelenruhe auf seinem Nest direkt neben den Zelten thront, wieder ein Ei gelegt hat. Die Kinder planschen im Pool mit den vielen anderen Kindern auf dem Platz. Und abends zeigen wir uns gegenseitig bei einem wirklich guten Glas Wein unsere Blasen wie Trophäen. Ich habe die meisten  und erhalte keine Antwort auf die Frage, warum man diese Kanten an den Rollbahnen nicht einfach abpolstert.
Aber was verlange ich auch, natürlich werde ich an einem Wochenende nicht alles verstehen. Doch dass ich an drei Tagen so viel übers Rudern lerne, hätte ich nie gedacht. Der Einzige in unserer Truppe, der wie immer wirklich gar nichts kapiert hat, ist der Hund.

Anja

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