Einer-Lehrgang Juni 2015
Eindrücke eines absoluten Anfängers im Skiff - von Hans Spross
In meiner dritten Ruder-Sommersaison hat es endlich geklappt: Dank frühzeitiger (!) Termin-Festlegung durch den Verein konnte ich mich zum Einer-Lehrgang anmelden und das Wochenende Ende Juni dafür reservieren. Schon länger hatte ich mir vorgestellt - und die WSVG-Jugend macht es ja zwischen Nonnenwerth und linkem Rheinufer ab und zu vor -, wie wunderbar es sein müsste, mit ein, zwei Zügen elegant über das Wasser zu schießen…
Um es vorweg zu nehmen: Meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht, es war eine tolle Erfahrung, Momente gelinder Panik und „Frust-Phasen“ inklusive.
Aber der Reihe nach: Am Samstag Vormittag trafen der Hänger mit den (sieben?) Skiffs und einem etwas breiteren Einer („Froschkönig“) am Gelände der Hürther Rudergesellschaft am Otto-Maigler-See ein, zusammen mit den Teilnehmern, bestehend aus den „Anfänger/innen“ (mehr oder weniger wörtlich zu nehmen): Anne, Mareike, Steffi, Ellen, Eva, Angelika, Andrea, Henning, Jens und Hans, sowie den „alten Hasen“ Ralf und Ulf, außerdem waren noch Jugendliche aus der Trainingsmannschaft dabei. Ulf hatte die Sache organisiert und von A wie Abladen bis Z wie (gutes) Zureden im Griff. Seine ruhige Art war äußerst hilfreich, so dass schließlich alle Boote mit den passenden Auslegern und Skulls versehen waren. Gegen Mittag lagen die ersten Boote abfahrbereit am Steg und warteten auf mutige Ruderer.
Es war an beiden Tagen bedeckt und eher kühl, weshalb uns der See allein gehörte, auch das Strandbad am gegenüberliegenden Ufer war menschenleer. Nur ein kleines Motorboot, die „Seekuh“, mähte unablässig das Seekraut vom Grund, die abgeschnittenen Stengel und Büschel trieben an manchen Stellen als Teppiche auf der Wasseroberfläche und verfingen sich leicht an den Skulls – eine weitere Herausforderung für nervöse Skiff-Anfänger wie mich.
Aber erst mal galt es, ins Boot zu kommen, ohne umzukippen. Zur Einstimmung folgende Übung: Auf dem rechten Bein im Boot stehend balancieren, also festen Stand auf diesem schwimmenden Stock finden, dann wieder das Gewicht auf das linke Bein auf dem Steg verlagern, und so ein paar Mal hin und her, während hilfreiche Menschen das Boot festhalten. Schließlich beherzt hingesetzt, beide Skulls fest in der rechten Hand gepackt (den Zeigefinger zwischen den Griffen, „auch wenn es etwas kneift, aber das gibt die Stabilität“, Zitat Ulf), und sich langsam (!) von jenen hilfreichen Menschen hinausschieben lassen – und von da an bist du auf dich allein gestellt.
Freiheit, Gleiten, Geschwindigkeit; Mensch, Gerät und Elemente im Einklang, kosmische Harmonie – denkste! Vielmehr panisches Niederdrücken der Pletten auf das Wasser, denn nur das Festhalten der Skulls unter allen Umständen verhindert zuverlässig, dass das Boot umkippt, so hatte ich es gelernt. Ich packte und drückte also, was das Zeug hielt, wackelte dennoch irgendwie zwanghaft mit Knien und Hüfte, ich glaube, sogar meine Zähne klapperten … Die meisten anderen wie Henning waren schon lange enteilt und uns aus den Augen, der See ist über zwei Kilometer lang und das andere Ende vom Steg aus nicht zu sehen …
Um also niemals den Kontakt zwischen Skull und Wasseroberfläche zu verlieren, aber doch irgendwie vom Fleck zu kommen, fuhr ich Zickzack – fünfmal Backbord und Steuerbord über im Wechsel, so ging das am Anfang. Ich probierte nach einer gefühlten Ewigkeit auch mal „in die Auslage und voraus“, aber es wackelte sofort bedenklich … Irgendwann dachte ich, es reicht, und irgendwie langte ich am Steg an und stieg aus, ohne nähere Bekanntschaft mit dem Wasser zu machen - das einzige Erfolgserlebnis während meines ersten Versuchs.
Nach einer Ruhe- und Besinnungspause am Ufer dachte ich aber dann doch, komm, nochmal, und also wieder ins Boot, diesmal den breiteren „Froschkönig“. Der wackelte zwar auch, aber immerhin gelangen mir jetzt ein paar reguläre Ruderzüge und etwas Vorausfahrt, Erfolg genug, um den Grill, der am Ufer in Betrieb genommen wurde, zu ignorieren und meine kleinen Runden zu drehen ...
Soweit der erste Tag, der mir Hoffnung auf Fortschritte am nächsten machte. Und so war es auch: Ich suchte mir ein Skiff, von dem es hieß, es liege etwas stabiler im Wasser, setzte mich, atmete tief und ruhig durch und zog langsam die Skulls durchs Wasser – und es klappte. Ich machte Fahrt, mehr oder weniger geradeaus, wurde hektisch, fing mir einen „Krebs“ (bekam also den Skull nicht aus dem Wasser), stabilisierte, und wieder von vorne. Und irgendwann war er da, der Moment, wo du mit ein zwei Ruderzügen übers Wasser schießt, Freiheit, Gleiten, Geschwindigkeit … Momente, die immer wieder durch Fehler unterbrochen wurden, aber ich wusste jetzt: du kannst es erleben!
Die Selbstzufriedenheit währte nicht lange, denn Andreas kam am Sonntag dazu und übernahm sozusagen den Lehrgangsteil „auf dem Wasser“. Ich sollte doch bitte unbedingt gleichzeitig mit den Armen auch mit dem Oberkörper nach vorne gehen – gesagt, getan, nur mit der stabilen Vorausfahrt war es dadurch erst mal vorbei. Aber man ist ja froh über jeden Hinweis, wie man es richtig macht, und ich würde gerne weiter üben, gleiten, das Gefühl für das Boot entwickeln – vielleicht gibt es ja noch einen Lehrgang, scheint nicht völlig ausgeschlossen zu sein.
Ob mit oder ohne „Anfängertaufe“ (der eine oder die andere sollen auf Tauchstation gegangen sein, hieß es …) war es ein schönes und lehrreiches Wochenende. Vielen Dank an Ulf und alle anderen!