Anfängerwafa Lahn Aug. 2015
Warum ist es auf der Lahn so schööön???
Das fragen sich die Ruderfrischlinge 2015 nach ihrer Anfänger-Tour auf der Lahn vom 14.-16. August 2015. Zur Beantwortung dieser Frage unbedingt vonnöten: Beachtung von Grundregel Nr. 1: Jedes Glück hat seinen Preis …und Grundregel Nr. 2: Glück ist ein Prozess. Auch bedarf es einer Prise Geduld: Wir müssen ein wenig ausholen, zurückgehen zu den Anfängen …
Liebe Ruderkameraden, wisst ihr eigentlich, wie das so ist, bei euch mit Rudern anzufangen? Der erste Kontakt zum Klub, via Internet, ganz zeitgemäß, macht Mut: liebe x, lieber y, ich freue mich, wir freuen uns, herzlich willkommen, wir treffen uns dann und dort –wir freuten uns auch.
Dann, Wochen später, es ist noch kalter März, das erste, allererste Mal: Es ist Dienstag, 18.30 Uhr, Tatort Bootshaus: Allgemeines Gewusel. Gruppen bilden sich, lösen sich auf. Militärisch anmutende Kommandos erschallen, Boote werden gestemmt mit strenger Miene, getragen und nach spätestens 10 Metern auch schon wieder zwischengelagert. Schenkel, Waden, Muskeln, Sehnen,Haut, weiblich, männlich, jung, alt, rufen nur das Eine: Technik, Ausdauer, Kraft, Erfahrung – hier sind wir zu Hause. Dazwischen passiv ein paar Typen,verloren, unbekannt. Bemühte Blicke, möchten nichtden Weg versperren, wollen freundlich, offen, hilfsbereit erscheinen. Das sind wir: die Anfänger 2015!
Dann endlich, sie erbarmen sich unser: die Profis, die KM-Könige, die ex Vize-Meister, die Lehrer, die Trainer: Ulla, Ulrike, Ilse, die Steffi, der Hartmut, die beiden Ralphe und ihres gleichen. Auf den Rhein? Nein, Kasten heißt unser erstes Gewässer. Steuerbord und backbord, Heck und Bug, alles verkehrt herum – die Welt steht Kopf. Die Ruder, die Paddel, die Skulls, die Riemen, ach, die alten Bretter – sie tauchen, sie hängen, sie schweben, sie fliegen, bilden Blasen an zarter Hand. Später dann, hinaus auf den Strom – der Rhein ist unser, wären da nicht diese Ruder,die tauchen und fliegen, wollen gedreht, wollen geöffnet werden. Leisten Widerstand,verbünden sich mit Welle und Wind – was für ein Kampf! Und die Neuen da im Boot, die denken, sehnen nur noch eins: Beim Poseidon, lass mich heute nicht sein der Schlechteste im ganzen Boot. Verwandle mich in unauffälliges Mittelmaß. So gefordert, vergehen im Nu dieWochen. Sabine, Christiane, Jutta und sogar der Klaus, sie wissen nun, was sie auszeichnet:
zu wenig Druck auf der Plätte, steuerbord fliegt, backbord taucht, ihr Buckel ist krumm, die Hände verbogen und ganze Haltung sowieso total verkrampft. Doch nicht verzagen, ist der Fortschritt auch eine Schnecke, Sätze wie: “Was Hänschen nicht gelernt hat, lernt der Hans…“ finden hier keine Verwendung. Die Frucht der Geduld von Lehrern und Belehrten: irgendwann wirst auch Du befördert – nix mehr Anfänger, jetzt suchst Du Dir selbst ´ne Mitfahrgelegenheit.
Die Zeit ist reif: unsere erste Wanderfahrt, auf der Lahn. Lahn wie lahm? Egal, Hauptsache nix Strömung, nix Kribben, nix Wellen, nix steife Brise – das eröffnet neue Perspektiven. Es gibt nicht nur einen Schlagmann, es gibt sogar ein Ufer. Und die Lahn, die teilt man sich mit Schwänen, Enten und ein paar Kanuten – vom Wellen gebärenden „Eiltank V“ nicht die Spur. Neue Techniken werden erlernt: z. B. Gummibärchen übersetzen und natürlich: Schleusen. 3,4 mal, jetzt können auch wir es und haben dabei auch noch mitgelernt, dass Ruderer ihr eigenes Latein perfekt beherrschen, wenn im Rossi mit fortschreitender Bierzahl die Schleusenkammern vergangener Fahrten in Schwindel erregende Höhen entwuchsen, kühne Helden sich aufmachten, auf wackelige Leitern über den schäumenden Wirbeln der rein-brechenden Wassermassen Boote und Frauen zu retten. In realitas: Unsere Truppe tritt bescheiden und uneitel auf, es wurde gegessen und getrunken, was auf den Tisch kam und es wurde geschlafen und geduscht wie eingeteilt, trotz höchst unterschiedlicher Zimmerqualitäten zwischen Gelsenkirchener Barock und Schöner Wohnen. Kein Gemotze, sondern fröhliches Geschmunzel. Und richtig basisdemokratisch- wertschätzend ging es auf unserer Wanderfahrt zu. Auch wir Anfänger fühlten uns als vollwertige Crew-Mitglieder. Kein Vorturner, kein Lautsprecher weit und breit, trotzdem oder gerade deswegen war die Organisation – finden wir – total gelungen – Danke, Steffi. Und schön war auch, dass so viel links und rechts geratscht undpalavert wurde, jeder mit jedem und auch über Themen jenseits des Ruderns. Deshalb war es auf der Lahn so schööön …
Unser Fazit: Und der Ruderer heißt Mensch, weil er vergisst, weil er verdrängt, sich anlehnt und vertraut. Und weil er lacht und weil er lebt und er stets seinen Zehnerschlüssel hat im Aug`…(Kann man auch singen – gibt es eigentlich eine Vereinshymne? Na …)
PS: Das Wetter: Samstags Sonne pur mit baden in der Lahn, Sonntag Regen mit baden im ............. Boot.
Klaus Schütze