Kettwiger Nikolausregatta 2015

Kettwiger Nikolausregatta 2015

Am Ende wards dann doch noch gut- die Nikolausregatta in Kettwig

Was für eine Rudersaison: den ganzen Sommer sowie Herbst über Niedrigwasser auf dem Rhein, so dass der Steg regelmäßig bei einem Talfahrer ‘baden’ ging und dann das: Kettwig sollte wegen Hochwasser im Dezember abgesagt werden.

Der WSVG ist mit viel Ehrenamt augenblicklich voller netter Leute im Masters-Bereich, die zunehmend auch an Regatten Gefallen finden – neben einer höchst erfolgreichen Juniorengruppe, die traditionell schnell und extrem erfolgreich an Rennen teilnimmt. Alle miteinander aber, sei es Masters, Junioren, Anfänger oder Senioren, der Abschluss für uns alle war die diesjährige Nikolausregatta in Kettwig auf der hochwassergeplagten Ruhr.

Während auf der Eurega im Mai im Mastersbereich lediglich ein WSVG-Boot startete, auf dem Rheinmarathon waren es dann schon sechs, mussten wir nach Kettwig zur Nikolausregatta in mehreren Kleinbussen anreisen, so viele waren es geworden: Über 40 Ruderer mit circa 72 Ruderplätzen, 18 Starts, drei Siegen und zweitschnellste Zeit überhaupt bei den Vierern erkämpft von den Junioren. Alle übrigens in grünen Nikolausmützen, passend zu den Trikots!

Kettwig im Dezember, das heißt Kälte, Frieren, Glühwein und Matsch mit Gummistiefeln. Nass ist es gewesen in der ersten Dezemberwoche. So viel Regen, dass die Ruhr fünf Tage vor der Regatta für jeglichen Schiffsverkehr gesperrt wurde. Der Pegel stieg von einem Jahresdurchschnitt um die 2 Meter innerhalb weniger Stunden auf 6 Meter. Und das fünf Tage vor Nikolaus. Bangen, Hoffen, Hattinger Pegel im Internet inspizieren (täglich, ich gestehe es, gleich mehrfach) und wiederholtes Resignieren: ‚Diese Jahr wird es nix mit dem Weckmann auf dem Steg‘.

Dann, Samstagmorgen doch die Zusage, die Regatta werde stattfinden. Ulf, der alles penibel vorbereitet hatte, musste innerhalb von 24 Stunden nochmals Vollgas geben und alles koordinieren. Es fielen einige Ruderer krankheitsbedingt kurzfristig aus, so dass wohl gar nachts Ulfs Handy klingelte mit der bangen Frage, ob der Frauenvierer vielleicht nicht starten könne.

Es hat Nerven gekostet, dieses Jahr nach Kettwig zu kommen. Trainiert hatten wir ab April für alles: Rheinmarathon, Moselpokal und dann als letztes traditionell die Nikolausregatta. Unser Donnerstags-Frühmorgens-Masters-Vierer war recht passabel aufeinander eingestimmt, auch wenn Dirk im Dezember fremdlief (er läuft zur Entspannung Marathon, anstatt gescheit mit überaus netten Leuten zu rudern….). Arnd, der eine, also der Ruderwart, sprang ein, das ließ hoffen. Dass so ein (aus Kölner Ruderperspektive) eher kleiner Verein 16 Vierer und 2 Achter im Masters-Bereich zusammenstellt, ist ein kleines Wunder. Fast der ganze Verein erschien in Kettwig und erstmal gar – wahrscheinlich nach ziemlich langer Zeit – ein gar weiblicher Achter im Mastersbereich.

Folkmar Ballhorn hatte mich auf die Idee gebracht, wir sollten endlich mal einen Frauenachter zusammenstellen, wir seien dieses Jahr doch ausreichend stark besetzt. Er würde mit Perücke mitrudern, falls nötig. Was er dann trainingshalber auch tat, allerdings ohne Perücke. Eckart nahm uns unter seine steuertechnische Obhut und verzweifelte nicht ganz und gar, nur ab und an. Keine von uns hatte Riemenerfahrung. Zudem wurde ich zuvor gewarnt von Freunden: ‚Frauenachter, bist Du wahnsinnig? Das ist doch meistens Zickenkrieg.‘ ‚Oh je‘, dachte ich, ‚was tue ich mir da an?’ Aber es lohnte sich. Standesgemäß, natürlich nur um allen Vorurteilen gerecht zu werden: wir ‚zickten’ anfangs ein wenig miteinander rum, rauften uns dann zusammen und legten ein gar nicht so schlechtes Rennen hin. Selbst Eckart, ansonsten mit Lob eher ein wenig zurückhaltend, war ehrlich erstaunt, das Boot lief wohl gar nicht mal so schlecht. Verstärkung hatten wir auch aus Kassel bekommen. Annette, die Tochter von Eckard und Helga und jahrzehntelange Godesberger Ruderin, eilte herbei und brachte zusammen mit Cora und Erika als Ersatzfrauen nochmal zusätzlichen Speed. Wir wurden zweite!!! – in einer zugegebenermaßen eher dünn besetzten Konkurrenz. Allerdings waren wir in der Mastersabteilung der einzige Achter, welcher die gesamte Mannschaft aus Mitgliedern eines Vereins bezog.

Der Männervierer organisierte eine Oldy-Veranstaltung, sie kramten im Archiv alter Jugend-trainiert-für-Olympia-Leute und fanden ihren Steuermann in Berlin. Fabrice hatte 25 Jahre lang nicht gerudert, so gab es mit Ulf und Arnd (der andere, also der Zickgraf-Arnd) ein erstaunliches Wiedersehen. Nach dem Rennen strahlte der Berliner Franzose uns alle von einem Ohr zum anderen breit grinsend an und meinte, es sei genaus schön wie früher.

Es war schlichtweg wunderbar: den ganzen Tag frieren, anriggern, Boote tragen, Rennen rudern, anfeuern und Leute treffen. Wir hatten noch nicht mal ein Paar Skulls, Steuer oder sonst was vergessen. Allerdings gab es im Verein einige gute Hände, die ordentlich anpackten: Ulf organisierte den ganzenSpaß, Ralf, Eckart, Andreas und Arnd trainierten uns. Helga backte Kekse und der erste Vorsitzende kam extra ins Ruhrgebiet und feuerte mit einigen anderen Godesbergern an.

Also, weiter soll es so mit uns Masters-Leuten gehen – der Frauenachter hat sein erstes Rennen hinter sich – weitere werden folgen. Nächstes Jahr wollen Saskia und Michaela und noch so einige andere mit ins Boot kommen. Und Steffi wird hoffentlich auch mal wieder weniger Fortbildung machen und im Achter starten. 

Kettwig aber war das Ende eines spannenden Ruderjahres und hoffentlich Beginn einer richtig guten Masters-Regatta-Entwicklung für uns Godesberger Ruderer. ‚Es macht Spaß mit Euch im Moment in diesem Verein‘, da hat Eckard wahrlich recht.

Das erste Mal – Eindrücke aus dem Anfänger Mixed Vierer in Kettwig

Irgendwann im Spätsommer – da muss es passiert sein. Immer wieder kursierte das Gerüch von einer Regatta, an der angeblich auch Anfänger mit machen könnten. Wäre ja schon mal ganz nett – aber wohlgemerkt für die anderen, nicht für uns angesichts teameigener Problemzonen wie Tauchen, Fliegen, Aufdrehen etc. Chrissi, Jutta, Sabine und ich haben so ziemlich gleichzeitig im Frühjahr unsere Karriere im WSVG gestartet und zusammen Höhen und Tiefen durchlebt (Nachzulesen in unserem Bericht „Warum ist es auf der Lahn so schööön?“). Wahrscheinlich war es nur einem dieser schier magischen Sommerabende bei Kölsch und Primitivo im Rossi zu verdanken, dass das Thema Regatta irgendwie wieder auf den Tisch kam und wir plötzlich zu allem entschlossen und offiziell angemeldet waren.

So waren wir plötzlich eine eingeschworene Renngemeinschaft „Mixed Vierer“, Durchschnittsalter 50+, Rudererfahrung 6 Monate+, best ager in jeder Hinsicht. Und es kam, was kommen musste: Hartmut und Ralf waren dem Charme „meiner Mädels“ so ziemlich vollständig erlegen und so hatten wir im Nu ein erstklassiges Trainer-Team und unseren Regatta-Steuermann akquiriert …Teamwork!

Trainiert haben wir dann wirklich und mit viel Einsatz und – wieder Tatort Rossi – obendrein noch ein drängendes ästhetisches Problem durch die spontane Bestellung von 30 grün-weißen Nikolausmützen gelöst. So konnten wir uns wohl vorbereitet zu unserem event in Kettwig einfinden. Und wirklich, der Tag der Tage begann entsprechend gut: erst eine freie Autobahn, dann eine schöne Ruderstrecke, jede Menge freundliche, gutgelaunte Sportkameraden, ein schönes Klubhaus mit lecker Kaffee und Kuchen, tolle Organisation, eine sehr professionell wirkender Ansager, ein gnädiger Wettergott, englische Satzfetzen im Vorübergehen – internationales Flair an der Ruhr und wir mitten drin, richtig gut drauf – und dann das: Kettwig liegt zwar zweifelfrei nicht in Australien, die Dinge stehen also nicht auf dem Kopf, aber sie sind seitenverkehrt!!! Jeder Ruderer weiß um die Probleme, wenn sein Boot gegen alle Gewohnheit anders herum am Steg liegt – Dollen nach hinten statt nach vorne, backbord? steuerbord?– herausfordernd. Auch für uns, aber wir waren in Analyse und Lösungsdiskussion schon wirklich weit fortgeschritten als der einzige Unsympath an der ganzen langen Ruhr uns um die Früchte unserer Geistestätigkeit brachte, indem er sich mit einem „Ihr wart wohl noch nie auf dem Wasser“ über unsere Dollen hermachte. Es spricht für unsere unerschütterliche Moral und die psychologischen Qualitäten unserer Trainer und unseres Steuermannes, dass wir vollkommen ungerührt unsere Arbeit im Boot aufnahmen, taktlos uns einruderten und nur knapp scheiterten, die erste Übungswende als Eskimorolle zu fahren. Und dann der Start: Großer Bahnhof mit Startnummer, Klub- und Namensnennung – semi-olympisch. Wir legen los, wir sind im Takt, es geht voran. Gut so, wäre da nicht das hinter uns gestartete Boot – es nähert sich. Ziemlich schnell sogar – hoffentlich kein Damen-Vierer, denke ich, der männliche Schlagmann. Keine Panik, bei sich bleiben sagt der Therapeut in mir, Schlagzahl doch hoch? Hm, wie weit noch bis zur Wende – würden wir das durchhalten? Der Blick in Ralfs Pokerface beruhigt – weiter so. Wir werden überholt – ob Männlein oder Weiblein, keine Erinnerung. Aber an die 2 km bis zur Wende, die ziehen sich … dann die Wende über back: richtig gut und flott und schon geht`s zurück. Nach Hause laufen die Pferde von alleine, der Spruch gilt wohl für uns auch, Keiner  überholt uns mehr, wir ziehen kräftig im Takt durch, Anfeuerungsrufe kommen näher, das Ziel naht – es ist vollbracht…die Mannschaft ist erstmal fertig, aber durchaus zufrieden:

Am Nachmittag wissen wir es dann: 2. Platz, yeah – doch nächstes Jahr kann es nur heißen:

The champion is …

PS Am Montag danach klingelt gegen Mittag das Telefon – nicht der Bundespräsident, nein, Hartmut gratuliert – ist das nicht toll? Merci an alle, die sich so viel Mühe mit uns gegeben haben!!!

Andrea (Teil 1) und Klaus (Teil 2)

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