Wanderfahrt in Hamburg
2. – 6. August 2023
Hummel, Hummel – Mors, Mors!
An einem regnerischen Sommertag machten wir uns auf Richtung Hamburg. Hier wollten Pit und ich mit Erika, Axel, Antje, Ute, Steffi und Thomas sowie Ulrike und Frank vier Tage lang die Hamburger Wasserstrassen erkunden. Während der Regen am Zugfenster herunterlief, fragte ich mich, welcher Affe mich gebissen hatte, bei dieser Regentour teilzunehmen. Und dann noch am Sonntag 36 Kilometer auf der Elbe!

Aber als wir aus dem Zug gestiegen waren und unsere Unterkunft erreicht hatten, gab es eine Regenpause und das Abenteuer konnte beginnen. Zusammen mit Ute und ihrem Mann Michael (der sehr sportlich, aber noch nicht Ruderer ist) teilten wir uns ein sehr gut geschnittenes und modernes Appartement, bei dem sogar die Heizung funktionierte. Das war wichtig, um die nassen Regenklamotten zu trocknen! Es kam dann so, wie es immer ist: unser Schlafplatz auf dem Sofa entpuppte sich als Jackpot, denn im Wohnzimmer konnte man im Gegensatz zum Schlafzimmer die Fenster öffnen. Wir entdeckten in unserer Nähe einen wunderbaren Italiener mit einer sehr energischen Mamma und sanken voller Vorfreude in unsere Federn. Erika, Axel und Antje wohnten im selben Haus, so dass wir in den nächsten Tagen zusammen losziehen konnten.
Am Donnerstag trafen wir uns beim Ruderclub Hanseat an der Alster. Wir wurden freundlich empfangen, fanden ein pikobello organisiertes Bootshaus vor und bald legten zwei Vierer mit Steuermann/Steuerfrau ab. Erika, Axel und Antje steuerten uns am ersten Tag durch die Kanäle und wir konnten – sofern der Regen den Blick nicht allzu sehr einschränkte – beim Rudern das wunderschöne Hamburg mit seinen Villen und Gärten bestaunen. Als erstes lotste Erika uns zu einem schwarzen Loch, es ging nicht weiter – und bei diesem einen sollte es nicht bleiben. Mehrmals waren die Kanäle Sackgassen, wurden zu eng, oder es gab ein anderes Hindernis. Aber: der Weg ist das Ziel. Und es gab auch ansonsten viel Positives festzustellen:
- Das Schönste am Regen sind die Regenpausen,
- Unter den vielen Brücken kann man sehr gut einen Regenschauer abwettern,
- Die Stimmung war gut,
- Es gibt kein falsches Wetter, sondern nur die falsche Kleidung oder aber man hält es so wie Thomas:
Regenkleidung wird überbewertet. - Glaube Erika nie, wenn sie etwas von blauen Stellen am Himmel erzählt, die nächste Regenwolke ist Deine,
- Regenradars und Wetter Apps lügen.

Beindruckend war auch die Gastfreundschaft der Hamburger Ruderclubs. Wir machten mittags spontan Halt beim Wandsbeker Ruderclub, wurden freundlich hereingebeten und konnten ein wenig trocknen. Auf den Kanälen waren wir mutterseelenallein unterwegs. Nur einmal begegnete uns – natürlich an der engsten Stelle – ein Sechser mit Steuermann. Die alten Herren waren offensichtlich nicht begeistert über die Eindringlinge in ihr Revier, verzogen keine Miene und belehrten uns, dass wir in die falsche Richtung fahren würden. Warum? Weil nur sie richtig unterwegs sein konnten😉 . Interessant waren auch die Hunderten von Kajaks und SUPs, die an den Ufern lagerten. Unvorstellbar, wenn wir am Wochenende bei Sonnenschein unterwegs gewesen wären. Später erfuhren wir dann, dass es ein echtes Kanu-Müll-Problem in Hamburg gibt, weil die ausgedienten Kanus einfach liegengelassen werden – und bekanntermaßen nicht verrotten. Am Ende des Tages hatten wir 34 Kilometer Strecke gemacht und den Respekt der Hanseaten erlangt. Der Abend klang im Kartoffelkeller aus.
Am Freitag ging es mit neu gemischten Mannschaften zunächst bei Sonnenschein los. Heute wollten wir die Binnenalster, die Außenalster sowie einige ausgewählte Kanäle erkunden. Es überraschte uns nicht mehr, dass wir am Ende des Tages 37 Kilometer gerudert sind. Es ist schon ganz gut, dass Erika uns das nicht vorher mitteilt😉. Alle, außer Erika und die GPS, hatten am Abend den Überblick verloren. Mittags machten wir Halt bei der Ruder-Gesellschaft HANSA an der Außenalster. Auch hier wurden wir freundlich empfangen, durften in einem schönen Saal mit Blick auf Hamburg Rast machen und dem
Treiben auf dem Steg (eine Plattform von mindestens 10×10 Metern) zuschauen. Dort war ganz viel Jugend und zwei Boote wurden beladen für eine Ruderfreizeit in Schweden. Da wäre mancher von uns gerne noch einmal Teenager gewesen; so viel Fröhlichkeit und Tatkraft strahlten die jungen Menschen aus😊.
Abends, auf dem Weg zu einem Traditionslokal neben der Warburg-Bank, schlängelten wir uns durch die Menschenmassen, die entweder zum CSD gehörten oder die in Hamburg gestrandet waren, weil das Wacken-Festival wegen des Wetters einen Besucherstopp verhängt hatte – eine interessante Mischung! Erst an diesem Abend gesellte sich Katrin zu uns.
Am Samstag wurde es ernst. Wir wechselten zum Ruderclub „Wikinger“ und wollten auf der Elbe rudern. Die Boote waren hier wellentauglich und die Mitglieder sturmerprobt. Bei schönstem Wetter legten wir Richtung Köhlbrandbrücke los, mit Umweg über die Elbphilharmonie. Die Steuerleute waren mit Ausnahme des Dreiers von Axel Angehörige der Wikinger, denn der Schiffsverkehr auf der Elbe ist eine
Sache für sich. Wir hatten es zu tun mit ganz großen Pötten, Ausflugsbarken sowie Kribbelwasser der feinsten Art. Am Ende der faszinierenden, aber sehr fordernden 23 Kilometer stand die Anstrengung manchem ins Gesicht geschrieben.
Bei der Abschlussbesprechung wies uns der Wikinger Ulrich sehr deutlich auf die bevorstehenden Anstrengungen des nächsten Tages hin. Ich will nicht verhehlen, dass mich die Aussicht auf 36 Kilometer Wellen und Regen (so vorhergesagt) nicht lockten. Ich arbeitete gedanklich schon an einer Exit-Strategie. Aber erstens kommt es anders, und zweitens, als man denkt.
Am Sonntag herrschte ruhiges Wetter, die Elbe war fast spiegelglatt und mir tat nichts mehr weh. Auch alle anderen fanden sich um 07.30 Uhr ein. Die beiden Vierer mit Steuermann wurden von den Wikingern Ulrich und Thomas gesteuert und Antje, Erika und Axel waren im Zweier mit Steuermann/-frau unterwegs. Übrigens wirkte sich Antjes Anwesenheit sehr positiv aus. Nicht nur,
dass sie auf den Kanälen wertvolle Hinweise zur Technik gab. Sondern sie war ein Vorbild an Ausdauer und Härte. Wenn die lebensältere Antje das schafft, dann muss es auch für mich möglich sein – so war meine Devise. Wir hatten eine wunderbare, regenlose Tour nach Blankenese. Dort hielten wir uns vier Stunden auf, um mit der Flut zurückzurudern. Wir besichtigten das malerische Treppenviertel und kehrten auf dem Süllberg ein – einfach nur schön. Auch der Rückweg fiel uns leichter als am Tag zuvor und unsere Mannschaft fand zusammen – am Ende wurden wir immer schneller. Der skeptische Ulrich lächelte nun und war wohl zufrieden. Wir jedenfalls bedanken uns bei den Wikingern für die Geduld,
die Nachsicht und die Gastfreundschaft.
Sonntag waren wir früher als geplant am Steg. Alle strahlten!
Eine tolle Wanderfahrt war zu Ende und
Imke von Bornstaedt-Küpper
der Dank geht an Erika, die alles organisiert und uns mit fester Hand durch die Hamburger
Gewässer und das Hamburger Wetter geleitet hat.









