Wiederaufnahme der “Dänen-Wanderfahrt”
Inszenierung unter neuer Intendanz
Prolog
Es begab sich zu jener Zeit, dass Katja und Boris zum ersten Male die Verantwortung für die Gesamtorganisation der traditionellen Dänen-Ruderwanderfahrt des WSV Godesberg in Partnerschaft mit dem Hellerup Roklub übernahmen. Gespannt und voller Vorfreude scharten sie die Schar der Teilnehmer um sich, darunter auch den Autor, den Wiedereinsteiger ins Wanderfahren nach einer bescheidenen Pause von knapp 40 Jahren. Bei der Vorbesprechung in gemütlicher Runde lernte man als Novize, dass ein "Göffel" gar keine der vielen rudertechnischen Neuerungen der letzten Jahrzehnte ist wie etwa die “Big Blades” – neues Rudervokabular allenthalben.
Anreise-Abenteuer
Am Tag der Abreise brach der Tross gen Osten auf: per Vereinsbus, Privat-PKW und Bahn. Erstaunlicherweise traf der Bahnfahrer überhaupt und dann noch als Erster in Mirow ein, während wir im Vereinsbus von juveniler Klassenfahrtstimmung erfasst wurden. Die Fahrt führte uns durch enge Ortskerne, gespickt mit Sehenswürdigkeiten, die wir jedoch wegen Parkplatzsorgen im Hinblick auf das Gespann meist nur im Rückspiegel sahen.
In Mirow angekommen, begrüßten uns die Mitglieder des Hellerup Roklub mit extra für den Anlass angefertigten Shirts, auf denen ihre Namen prangten – eine nette Geste, die uns sofort ein warmes Willkommen-Gefühl vermittelte das wunderbar mit der örtlichen Beherbergungs- und Gastro-Kultur kontrastierte nämlich einem gewissen „Hart aber herzlich“-Charme nach dem Motto “was wir nicht haben, brauchen Sie nicht”.
Die Boote und der erste Schlag
Beim Blick auf die aus Godesberg mitgebrachten Boote lachte das Herz: Sie waren federleicht im Vergleich zu den Mirower Panzern, die man nur zu zehnt heben konnte. Der Steuersitz eines der Boote war so reich ornamentiert, dass er an einen Königsstuhl erinnerte, was einen Godesberger Ruderer ganz besonders dazu verleitete, stolz zu thronen und uns mit seinen Steuerkünsten zu beglücken.
Die Kommandos ertönten auf Deutsch, Dänisch, Englisch und allem, was man dafür halten konnte. Die unterschiedlichen aus der jeweiligen Heimat bekannten Bootstypen und Ruderreviere führten dazu, dass wir erst einmal einen gemeinsamen Schlag finden mussten. Das war, gelinde gesagt, ein Abenteuer für sich. Doch nach einigen unkoordinierten Paddelschlägen und leichten Kollisionen fanden wir unseren gemeinsamen Rhythmus.
Hindernisse
Durch den Regen der vorangegangenen Tage hatten viele Bäume den Halt verloren und die engen Kanäle zwischen den Seen teilweise blockiert. Mit etwas Gravitation, Gravität und rhythmischer Sportgymnastik gelang es uns, die Hindernisse auch mit den schwersten Booten zu überwinden. Dies sorgte für einige Lacher und unvergessliche Momente, aber auch für Happy-Hour bei den Mücken.
Nach dem Rudern wurde rituell bewusstseinseinschränkende Flüssigkeit konsumiert, was die Stimmung zusätzlich beträchtlich hob. Fürdahin war das Motto beim Abschluss-Dinner „Es ist schon alles gesagt, aber noch lange nicht von allen“.
Wetterglück und Polarlichter
Die Sonne schien gnädig über uns und begleitete uns durch die gesamte Fahrt. Nachts suchten einige von uns sogar nach Polarlichtern. Diese waren zweifellos vorhanden, aber nur mit künstlicher Intelligenz und Smartphone wundersam sichtbar zu machen. Mit natürlichen Mitteln blieben sie jedoch unsichtbar, was zu tiefgehenden Diskussionen führte: Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? Was ist der Mensch?
Epilog
Das Spiel ist aus, wir sehn betroffen: Der Vorhang fällt und alle Fragen offen!
Katja und Boris, ihr habt es geschafft, eine wunderschöne Ruderwanderfahrt mit unserem dänischen Partner-Ruderverein in Szene zu setzen, die uns allen noch lange in Erinnerung bleiben wird. Prost auf euch und viele weitere Abenteuer!
Klaus Helbing
Hier gibt's noch was zu hören und zu sehen:
Geburtstagsständchen für Ilse, die bisherige Organisatorin dieser Wanderfahrten