Abrudern 27. Oktober 2024
Wenn die Sonne bereits am frühen Abend hinter dem Rodderberg untergeht und die Uhr in der Nacht eine Stunde stehen bleibt, geht einmal wieder ein schöner Sommer am Rhein zu Ende. Alle Jahre wieder treffen sich dann 30 Ruderinnen zu früher Stunde am Bootshaus, um die Rudersaison auf dem Rhein zu beenden. Die Boote werden aus der Bootshalle getragen, abgeriggert und von Anselm mit Bus und Hänger - zusammen mit einigen Ruderkameradinnen und -kameraden - nach Neuwied transportiert. Die Anderen fahren gemeinsam – auch in diesem Jahr von Jens hervorragend organisiert - mit dem Zug von Godesberg bis Weißenturm und laufen über die Brücke zu unserem vertrauten Ruderclub nach Neuwied.
In diesem Jahr befinden wir uns in der komfortablen Situation, nur noch zwei Boote aufladen zu müssen. Aufgrund der Regatta am Baldenyersee, die am Vortag stattfand, liegen bereits vier Fünfer mit und ohne Steuermann bzw. – frau abfahrbereit auf dem Hänger. In Neuwied sind die Vorbereitungen – Boote abladen – Ausleger aufriggern – Boote über gefühlt 100 ausgetretene Stufen nach oben und dann wieder nach unten tragen – Wasser und Proviant verstauen – schnell erledigt. Voller Energie und guter Laune bei Sonnenschein und angenehmen Temperaturen sind wir – selbstverständlich nach einem letzten Toilettengang im Anatolia - bereit, die 39 Kilometer nach Godesberg zu rudern.
Wie in allen Jahren sind neben den Routiniers, auch einige Ruderanfänger*innen dabei. Vor wenigen Wochen noch im Kasten mit Hartmut, jetzt 39 Kilometer rheinabwärts? So weit? Ihre Aufregung ist spürbar. Voller Spannung steigen sie in die Boote.
Gegen 12 Uhr machen wir unsere ersten Ruderzüge, die Aufregung fällt von allen ab und das rhythmische Geräusch der Skulls, die ins Wasser eintauchen, begleitet uns auf unserer letzten Sommerausfahrt.
Der Rhein zeigt sich an diesem Sonntag wieder von seiner besonders lebhaften Seite. Große Frachtschiffe, Schubverbände und zahlreiche Fähren überholen uns oder kreuzen unseren Weg. Unsere Steuerleute sind jedoch wachsam und meistern wie gewohnt alle kniffligen Situation, wenn auch der ein oder andere Wasserspritzer ins Boot schwappt. Dies tut der guten Stimmung keinen Abbruch, denn wir nennen uns nicht umsonst Wassersportverein Bad Godesberg. Die Weinberge auf Steuerbord, das schöne Brohltal auf Backbord, die im Krieg zerstörte Brücke von Remagen, die Ausblicke auf Uferlandschaften, die sich entlang des Rheins erstrecken, bieten uns ein wunderbares Panorama, während wir Kilometerstein 645,5 entgegenrudern.
Leider zieht sich der Himmel, je näher wir unserer Heimatpritsche kommen, zu. Es fängt zwischenzeitig auch an zu nieseln. Die letzten Kilometer ziehen sich ein wenig, doch schließlich erreichen wir Bad Godesberg. Vereinsmitglieder, die trotz des wechselhaften Wetters auf unserer Hausstrecke unterwegs waren, erwarten uns bereits. Nach dem Anlegen packen alle kräftig an und die Boote sind in kurzer Zeit wieder auf den Stellagen im Bootshaus.
Im Anschluss finden die Ehrungen - wie gewohnt bei Kaffee und Kuchen - im Rossi statt. Einige Mitglieder werden für ihre erruderten Kilometer der letzten Jahre ausgezeichnet. Andere erhalten ihr erstes Ruderabzeichen (je nach Alter braucht man dafür in einem Jahr z.B. 800 Kilometer, davon 160 auf Wanderfahrten). Unsere Anfängerinnen erhalten auch eine Ehrung: Sie strecken zu Hause oder an ihrer Arbeitsstelle vermutlich ihre Hände voller Stolz aus und präsentieren ihre Schwielen wie eine Trophäe.
Die Wintersaison ist nun eingeläutet. Und wenn die Uhren in der Nacht eine Stunde überspringen und die Tage länger werden, treffen wir uns - wie alle Jahre wieder - in der Frühe im Bootshaus …Und ohne das großartige Engagement von Anselm, gäbe es kein „alle Jahre wieder“. Vielen Dank an dieser Stelle für deinen unermüdlichen Einsatz.
Hipphipphurra
Bea