Eurega 2025 – Starker Start in das Regatta-Jahr!

Am 03.05.2025 wurde die diesjährige Europäische Rhein Regatta (Eurega) ausgetragen. Traditionell wurde die Regatta wieder von zwei verschiedenen Orten aus gestartet. Die 100 km-Strecke begann im Schutzhafen von St. Goarshausen (Rheinkilometer 555), die 45 KM-Strecke beim Neuwieder Pegelturm (Rheinkilometer 608). Ziel war für beide Rennen das Bootshaus des ausrichtenden Bonner Ruder-Vereins (BRV).
Mit dabei für die „Kurzstrecke“ insgesamt vier Teams des WSVG:
- als Junioren-Boot das Amos-Team mit Bjarne, Ferdinand, Simon, Tillmann und Lisa (Steuer)
- als titelverteidigender Mixed-Master die Renngemeinschaft WSVG/WSVH mit Saskia, Jens (beide WSVG), Regina, Elmar (beide WSVH) und Nicolai (WSVG, Steuer)
- als Frauen-Master das Team mit Eva, Frauke, Kathrin, Steffi (Furch) und Anselm (Steuer)
- und als weiteres Frauen-Master-Boot das Team mit Andrea, Bea, Ellen, Susanne und Andreas (Steuer)
Für Ferdinand, Frauke und Simon sollte es die Premiere werden.
So sehr das trockene Wetter der letzten Wochen ideale Trainingsbedingungen geboten hatte, so sehr ahnten die Teilnehmenden, dass der niedrige Wasserstand kräftezehrend sein wird. Erschwerend zeigte sich in den Tagen vor der Regatta eine Wahrscheinlichkeit für kräftigen Regen mit Gewitterpotenzial. Selbst die erfahrenen Unterstützer im Umfeld der Teams waren noch am Wettkampftag skeptisch, ob die Regatta unter diesen Bedingungen durchgeführt werden kann. In Neuwied entschied der Veranstalter dann, dass die Boote aufs Wasser können, jedoch ein etwaiger Abbruch während des Rennens nicht ausgeschlossen sei. Mit etwas mulmigem Gefühl, aber anfangs noch ganz guten Bedingungen (trocken, nicht zu warm, Schiebewind) ging es dann nach und nach auf nach Bonn.

Der niedrige Wasserstand war tatsächlich beschwerlich. Zunehmend wurden die Bedingungen zudem kapriziöser und endeten bei immer heftigerem Gegenwind tatsächlich im erwarteten Gewitter mit Starkregen im Bereich des Ziels. Einige wenige Teams entschieden daher, die Fahrt vorzeitig abzubrechen. Unsere Teams konnten jedoch sicher ins Ziel manövriert werden und hatten dann das zweifelhafte Vergnügen des Abriggerns und Verladens im strömenden Regen, bis die wärmende Dusche die Stimmung wieder aufheiterte. Nicht zuletzt die sehr guten Ergebnisse trugen anschließend mit dazu bei.
Das Amos-Team erreicht in 03:05:32 als zweites Jugendboot das Ziel. Ebenso einen guten zweiten Platz erreichte der Frauen-4er mit Anselm am Steuer in 02:55:37. In derselben Altersklasse erreichte der Frauen-4er mit Andreas am Steuer den 4. Platz in 02:57:35. Erneut erfolgreich wie im Vorjahr war die Mixed-Renngemeinschaft in 02:39:34. Beachtlich neben dem Sieg in der Altersklasse auch, dass dies die achtschnellste Zeit aller mitfahrender Teams war. Alles in allem ein guter Tag, der Lust auf die anstehenden Events gemacht hat.
Wie das aus den Augen einer Teilnehmerin (Frauke) aussieht, die zum ersten Mal einen Marathon gerudert hat, ist nachfolgend eindrucksvoll beschrieben:
Der erste Rudermarathon
„Hast du Lust auf ein cooles Frauenboot mit Anselm am Steuer?“ …haben sie gefragt,
„Wir fahren die Strecke wie beim Anrudern, ganz entspannt!“… haben sie gesagt,
„Das schaffst Du locker!“…haben sie gesagt.
Nach kurzer Bedenkzeit hatte ich einen Rollsitz für meine erste Regatta reserviert! Anselm steuerte fortan die wassersportverrückten Steffi, Kathrin, Eva und mich. Was sie nicht gesagt haben, war, dass das Training so anstrengend ist. Und: Was ich nicht erwartet habe, war, dass das Training so viel Spaß macht!
Was danach kam, war eine Mischung aus Angst, Neugier, gegenseitigem Zusammenwachsen und tollen Trainingsfahrten mit bestgelauntem Team, bei zuletzt auch traumhaftem Wetter. Dass es doch keine ganz so entspannte Tour werden würde, war spätestens beim Blick in die hochkonzentrierten Gesichter der anderen Frauenmannschaft bei ihrem Training klar. Wir waren ja eher so ein „schnatternder Haufen“, die zwar Power und Ehrgeiz haben, aber immer mit viel Gequassel und vielen flotten Sprüchen unterwegs waren. Die Trainingsfahrten starteten zunächst zweimal pro Woche, später auch dreimal. Der Fokus lag abwechselnd auf Techniktraining, Geschwindigkeit oder Ausdauer und wir hatten recht schnell das Gefühl, gut im Rhythmus zusammen zu rudern. Die anderen deutlich rudererfahrenen Damen meiner Mannschaft hatten viel Geduld mit mir als Regattaneuling und ich konnte viel lernen.

In der letzten Zeit vor dem Tag der Tage wurde viel gefachsimpelt über die optimale Vorbereitung bezüglich Kohlenhydrat- und Flüssigkeits-Zufuhr vor der Regatta. Spätestens da wurde klar: Es wird ernst!Donnerstags wurden unsere insgesamt vier Boot verladen, nach Neuwied transportiert und dort schonmal gelagert. Das Wetter in den letzten Tagen vor der Regatta entwickelte sich sehr sommerlich, allerdings sollte ab dem Wochenende eine Kaltfront aufziehen und das Bangen begann.
Pünktlich um 9.00 starten wir am Samstag vom Bootshaus trotz Gewitterwarnungen und schlimmen Regenvorhersagen in Richtung Neuwied. Im Gepäck diverse Shirt-Variationen, Jacken, Regenkleidung, Frühstück, Nüsse, Getränke – damit hätte ich auch ein paar Tage überleben können….
Am Startplatz angekommen, beeindruckte der Anblick der vielen aufgereihten Boote und noch mehr ruderwilligen Menschen schon sehr. Während unser Boot nur noch abgeklebt werden musste (also mit Paketband an den Auslegern vor Wellen geschützt) und die Bootsabdeckungen festgeklebt wurden, waren andere Mannschaften deutlich professioneller ausgestattet: Taktgeber, Mikrofonanlagen, elektrische Pumpen, festgeklebte Energieriegel und Trinkflaschen… alles sah schon sehr eindrucksvoll aus.
Mit der Startnummer 90 von insgesamt 95 gingen wir sehr spät ins Wasser und allen Befürchtungen zum Trotz hielt sich zunächst das Wetter: Es war angenehm warm mit wenig Wind, was unser Boot so richtig gut laufen ließ, durch z. T. hohe Wellen vom Schiffsverkehr manövrierte uns Anselm souverän hindurch, so dass wir eine tolle Splitzeit fuhren und zumindest die nachfolgenden Boote nicht in Sichtweite kamen. Leider blieb der Wettergott uns nicht wohlgesinnt, denn an der Insel Nonnenwerth zog der erste Regen auf und der uns schon seit Wochen bekannte Gegenwind setzte ein. Umso dankbarer waren wir in diesem sehr herausfordernden letzten Drittel der Strecke für die moralische Unterstützung von unseren Vereinskollegen am Ufer im Heimatrevier. Danke an dieser Stelle an alle, die trotz des Regens auf uns gewartet und zugejubelt haben. Der Regen entwickelt sich auf den letzten Kilometern zum Starkregen und auch vom angekündigten Gewitter blieben wir nicht verschont. Dennoch haben wir bis zum Schluss durchgehalten und kamen nach fast drei Stunden völlig erschöpft und bis auf die Haut durchnässt, aber sehr glücklich am Bonner Ruderverein an. Zum Glück standen dort schon viele helfende Hände bereit (danke, danke, danke!!!), um uns in Empfang zu nehmen und die Boote, die ja durch das Wasser darin zusätzlich schwer waren, an Land zu bringen. Pitschnass und schlotternd vor Kälte, mit zitternden Muskeln, Blasen an den Händen (und den Fersen) schleppten wir uns in die wärmende Dusche.
Der Bonner Ruderverein hatte alles perfekt vorbereitet mit Getränkewagen, Pommes und Würstchen, Sitzgelegenheiten und Zelten. Nur gegen den extrem Regen konnten sie nichts unternehmen, so dass alle erschöpften Ruderer unter den Dächern zusammenrücken mussten, um die Ergebnisse abzuwarten und ihre wohlverdienten Würstchen und Kaltgetränke zu genießen. Das war sie also, die „entspannte“ Tour … aber von alldem haben sie nichts gesagt! Es war eine tolle Erfahrung, der perfekte Start in eine schöne Rudersaison und hat richtig viel Spaß gemacht. Alle Anstrengungen und Blessuren haben sich gelohnt und mit einem super Team macht rudern gleich nochmal so viel Freude.
Später am Abend sagte ich, dass ich mir diese Etappe nochmal vorstellen kann, aber nie die 100km. „Das besprechen wir dann im kommenden Jahr!“…haben sie gesagt…
Frauke von Stein