Zwei Jahre Pause, fünf Jahre Fremdgehen…regattatechnisch gesehen. Schluss damit: Die Eurega ruft!
Bestes Wetter, wenig Nordwind, unendlich viel Wellen und entschlossen trainierte WSVGler. Ein Jahr hatte sich die 100-km-Gruppe um Kathrin, Steffi F., Anselm, Dirk und Bea vorbereitet und als Team zusammengeschweißt. Wir anderen linsten fast schon neidvoll auf ihre Vorbereitungen rüber, begannen aber sechs Wochen vor dem Start etwas nachzuholen: Jens, Steffi R., Thomas, Anne und Nicolai als Steuermann in dem einen Boot; Susanne, Ellen, Andreas, Andrea und das Züricher Überraschungsei Ulli (kein Mensch wusste, ob und wie es mit dieser Frau klappen sollte) im dritten WSVG-Boot.
Drei Mal die Woche als Frauenmannschaft zusammen trainieren war Minimum, Zusatztraining auf dem Rad, den Skiern oder an der Tischtennisplatte erwünscht. Arnd Zickgraf sprang für Ulli ein und half mit einem etwas überrumpelten Steuermann in Gestalt des 1. Vorsitzenden immer tatkräftiger werdend mit. Mannschaft können wir auch!
Das schönste an einer Regatta ist die Vorbereitung: zusammen im Boot sitzen und merken, wir stimmen uns immer mehr aufeinander ein. Das Boot wurde geschmeidiger im Lauf, der Kraftaufwand weniger, das Tempo dank der Technik höher (wir kämpften um Schulterhaltung und Eintauchtiefe) und brillierten beim aufgedrehten Blatt. Letzteres hatte ich jahrelang gehasst - inzwischen liebe ich es fast schon; es ist so wunderbar still, wenn alle miteinander synchron rudern.
Das Rennen nahte, die Aufregung wuchs. Auf der Arbeit hatte ich allen eingebläut, Rudern sei Punkt eins bis zehn - alles andere müsse sich hinten anstellen und warten. Keiner wagte Widerworte, es war mein Ernst. Andreas hatte stundenlang das Boot umgeriggert, die Skulls eingestellt, die Strömungsgeschwindigkeit in Relation zu Windschatten je nach Route verglichen.
Los ging‘s! Freitagnachmittag wurden die Boote nach St. Goarshausen und Neuwied gebracht. Thomas und co hatten bis zum Abend alles abgeklebt. Spätabends trudelte Ulli aus Zürich ein, am nächsten Morgen saßen wir um 7.00 Uhr im Auto, um…..zu warten. Als letztes Boot der Regatta kamen wir Oldiefrauen (Klasse Master E) erst gegen 13.00 Uhr aufs Wasser und waren von der Sonne und der Mittagshitze fast schon mürbe gegrillt. Nix wie weg und zwar so schnell als möglich!
Andreas hatte eine Cox-Box installiert: Er hatte keine Lust gegen den befürchteten Wind anzubrüllen. Dieser hielt sich deutlich eingeschüchtert, in stürmischen Böen protestierend, aufmuckend zurück. Aber die Wellen taten das ihrige. Fast drei Stunden kämpften wir uns Richtung Bonn. Ulli liebt 1000-Meter Rennen und Langlauf. Aber Rheinmarathon kannte sie nicht. Nach einer Stunde hatte sie schichtenweise Blasen an den Händen und hielt mit mindestens 21iger Schlag vorne durch – wir hinterher, es bleibt einem ja nix anderes übrig.
Drei Boote überholten wir, das vierte leider am Ziel fast verpasst. Die DLRG saß uns ständig im Nacken und passte auf, wenn wir zu sehr in der Fahrrinne waren. Ab der Mehlemer Fähre bekamen wir lautstarke Unterstützung von Ulf, Arnd und co - das war besser als jedes Doping.
Kurz vor dem Ziel bremsten uns noch zwei Bergfahrer aus, wir mussten sogar anhalten, um angesichts der Wellen nicht zu kentern – gefühlt wie ein U-Boot kurz vorm Eintauchen.
Angekommen war ich für meinen Teil völlig am Ende. „Was soll der Mist, wozu das Ganze“? Es dauerte mindestens eine Stunde, bis ich mich gleichzeitig bewegen und lächeln konnte. Netterweise war das 100-km-Boot kurz vor uns angekommen und kümmerte sich fürsorglich um uns. Die schienen nicht so erschöpft – irgendwas hatte ich falsch gemacht. Oder ich bin einfach zu alt. J
Toll war es. Wir machten alle den 1. Platz in den jeweiligen Alterskategorien und holten brav auf dem Treppchen die Trophäen ab. Besonders hervorzuheben ist die Leistung des gemixten Master-Bootes um Anne, Steffi R., Jens, Thomas und Nicolai: Sie waren eines der schnellsten Mixed-Boote der gesamten Regatta und schlugen die starken Leverkusener entschieden. Damit hatten sie selbst am wenigsten gerechnet.
Und wunderschön war es. Ich hatte ganz vergessen, wie besonders es ist, wenn alle allen helfen, ohne große Absprachen zusammen halten und das Letzte aus sich rausholen. Solches kenne ich nur aus dem Sport.
Es kommen weitere Regatten. Und ich bin dabei. Dank an alle, besonders an die Steuerleute, den 1. Vorsitzenden Andreas Bartsch, dann an unsere helfenden Ersatzleute Arnd Zickgraf und Arnd Riemenschneider. Ulf für die Fotos, Tolle für die Hilfe am Ziel. Den Oldies, dass sie geholfen haben, Andreas als Steuermann zu gewinnen (Jungs, Ihr wart toll!). Und allen, die im Hinter- und Vordergrund mithalfen, mitfieberten und sich mitfreuten.
Andrea Deisen
Auf den Geschmack gekommen?
Die Eurega stellt in jedem Jahr den Anfang der Breitensport-Regattasaison dar. Eine Reihe von Regatten mit WSVG-Beteiligung sollen folgen, u.a.:
05.06.22 Vogalonga (Venedig)
bereits ausgebucht bzw. Warteliste
24.09.22 Grüner Moselpokal (Bernkastel-Kues)
Traditionsreiche Regatta des Bernkasteler Ruderverein 1874 e.V. (Streckenlänge: 4.000 m mit Wende). Meldungen sind bereits möglich.
01.10.22 Rheinmarathon (Düsseldorf)
Der Ruderclub Germania Düsseldorf 1904 e.V. lädt wieder zur 42,195 Kilometer langen Regatta von Köln nach Düsseldorf.
22.10.22 RaB-Langstreckenregatta (Baldeneysee)
Der Ruderklub am Baldeneysee veranstaltet zum vierten Mal die Langstreckenregatta über 10 bzw. 20 Kilometer am Baldeneysee.
04.12.22 Nikolausregatta Kettwig
Zum Jahresausklang findet (hoffentlich wieder) die charmante Nikolausregatta über 4.000 Meter (inkl. Wende) auf der Ruhr bei Kettwig statt.
Wer Interesse an diesen Veranstaltungen oder vielleicht schon mit anderen zusammen eine Teilnahme beschlossen hat, kann sich bei Jens Reppahn (jenre@gmx.de) melden. Auf diesem Wege können auch einzelne Mitglieder zusammen gebracht werden, die sich gerne mit anderen zusammen als Team zusammen schließen wollen.